Anlagebetrug: Betrugsopfer und Geschädigte nicht hilflos
17/07/2024Meier + Partner Vermögensverwaltung AG
16/08/2024Die Agrarvis Forst- und Energiegenossenschaft wirbt mit hohen Renditen durch den Kauf von Baumbeständen und den Verkauf von CO2-Zertifikaten, indem sie deutschen Anlegern mehr als 9% p.a. verspricht. Das Unternehmen behauptet, eine börsenunabhängige Sachwertanlage mit maximaler Sicherheit und garantiertem Wachstum auch in Krisenzeiten anzubieten.
In Zahlen bedeutet das für Agrarvis über 2.500.000 gepflanzte Bäume und über 8.500 Hektar eigene Waldfläche. Das darin gebundene CO2 reicht aus, um eine Stadt mit über 125.000 Einwohnern wie Salzburg, Innsbruck oder Klagenfurt ein ganzes Jahr lang klimaneutral zu stellen. Gleichzeitig legt Agrarvis großen Wert auf eine ökologisch nachhaltige Forstwirtschaft, die jedes Jahr vom FSC geprüft und zertifiziert wird.
In den letzten zehn Jahren hat Agrarvis nicht nur Wälder gepflanzt und bewirtschaftet, sondern auch durch den Handel mit nachhaltig produziertem Holz und den Einstieg in den Emissionshandel mit den zugeteilten CO2-Zertifikaten ein nachhaltiges und sicheres Finanzprodukt für private Investoren mit einer stetigen Rendite von 9 – 9,5% p.a. geschaffen.
Allerdings ist das Unternehmen aktuell nicht erreichbar. Dies bestätigen uns zahlreiche Anleger, die sich bei uns in der Kanzlei gemeldet haben und berichteten, dass sie sich ausserdem nicht mehr einloggen konnten.
Hintergrundinformationen und Haftung der beteiligten Anlagevermittler und Berater
Die Agrarvis Forst- und Energiegenossenschaft bietet laut ihrer Homepage drei Anlageangebote an:
„Timber III“ mit einem EU-Waldportfolio und einer Zielrendite von über 9-9,5% p.a., „Energie Italien“ mit der Finanzierung von erneuerbaren Energien in der Emilia Romagna und einer Rendite von 6% p.a. bei einjähriger Laufzeit, und „Timber Nordics I“ zur Finanzierung erneuerbarer Energien in Dänemark und Schweden bei einem Zinssatz von 7,5% p.a. und einer Laufzeit von zwei Jahren.
Es mehren sich jedoch Beschwerden von Anlegern, die auf ihre zugesagten Auszahlungen warten und der Verdacht auf Betrug aufkommt, zumal die Genossenschaft anscheinend nicht im Genossenschaftsregister erfasst ist.
Ausserdem versuchen momentan Anlageberater und -vermittler, die in mutmaßlichen Betrugsfällen involviert sind, die geschädigten Anleger in einer „Interessengemeinschaft“ zu sammeln, was Fragen bezüglich der Absicht hinter dieser Maßnahme aufwirft, insbesondere ob es darum geht, von eigener Verantwortung abzulenken und Schadensersatzansprüche zu verhindern.
Verletzung der Aufklärungspflichten der beteiligten Anlagevermittler und Berater
Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs müssen Anlageberater und -vermittler ihre Klienten umfassend über die Risiken einer Anlage aufklären, was eine eingehende eigene Prüfung der Anlage einschließt. Versäumnisse in dieser Hinsicht können zu Schadenersatzansprüchen führen. Bei der Agrarvis Forst- und Energiegenossenschaft sowie der Agrarvis Timber Capital III eG scheinen diese Pflichten verletzt worden zu sein, da Mängel in der Registrierung, die Existenz der Vorstände sowie die Wirtschaftlichkeit der Genossenschaft nicht hinreichend geprüft wurden.
Dies macht eine Haftung der beteiligten Berater und Vermittler sehr wahrscheinlich, sodass geschädigte Anleger Aussicht auf Schadensersatz haben.
Wir empfehlen Anlegern, sich bei Verdacht auf arglistige Täuschung oder sogar Betrug rechtlich beraten zu lassen.